Update: Digitale vs. computer- vermittelte Kommunikation

Da mich unser Dozent Herr Kreuzberger auf die Differenzierung zwischen digitaler und computervermittelter Kommunikation aufmerksam machte, möchte ich nun eins, zwei Schritte zurück gehen und diesen Blogeintrag als ergänzende Erläuterung zum Seminarthema nutzen. Bitte entschuldigt dieses Durcheinander! Thematisch ist dieser Beitrag zu Beginn der Erläuterungen des theoretischen Hintergrunds dieses E-Portfolios einzuordnen. Bezug nehmend auf meinen Beitrag Digitale Kommunikation und E-Portfolio – Eine Erklärung grenze ich nun die Begriffe computervermittelte Kommunikation und digitale Kommunikation voneinander ab.

Eine eindeutige Differenzierung erwies sich als schwierig und kann selbst in der Fachliteratur leider nicht gefunden werden. Darum möchte ich mich in meinen Ausführungen an die Definitionen von Payer (2002) zur computervermittelten Kommunikation sowie an die Erläuterungen von Grimm (2005) sowie Meinel und Sack (2009) zur digitalen Kommunikation halten.
Computervermittelte Kommunikation (CvK) ist die Kommunikation über das Medium Computer. Dabei können alle Arten elektronisch übertragbarerer Medien verwendet und somit textbasierte und/oder audio-visuelle Inhalte übermittelt werden (vgl. Payer, 2002). Textbasierte CvK entsteht beispielsweise durch das Verfassen von E-Mails, die Teilnahme an Chats oder das Lesen von Newsgroups, Blogs und Foren. Dabei fehlen soziale Hinweisreize wie Mimik, Gestik und die paraverbale Kommunikation, sodass das äußere Erscheinungsbild des Kommunikationspartners nicht wahrgenommen werden kann. Anders ist es bei der audivisuellen CvK wie beispielsweise bei Audio-/Video-Konferenzen (z.B. Skype) oder in virtuellen Welten (z.B. Online Games). Hier können sich die Kommunikationspartner über Video-Chats oder Avatare gegenseitig (an)sehen, sodass soziale Hinweisreize einbezogen und das äußere Erscheinungsbild wahrgenommen werden kann.
Die charakterisierenden Merkmale der computervermittelten Kommunikation können sowohl an der Anzahl der Kommunikationspartner als auch am Zugang zur Information sowie an der Reaktionszeit der Empfänger festgemacht werden. Sowohl Payer (2002) als auch sonstige Fachkollegen systematisieren Kommunikation zwischen nur zwei Personen (z.B. E-Mail), zwischen einer und vielen anderen Personen (Broadcast) oder zwischen jeweils vielen Kommunikationspartnern (z.B. Newsgroups, Mailing-Lists, Konferenzen, Spiele). Der Zugang zu dieser Kommunikation ist abhängig von den Adressanten und daher entweder geschlossen oder frei zugänglich (vgl. Payer, 2002). Die Kommunikation findet entweder synchron statt, d.h. der Kommunikationspartner reagiert sofort, oder sie verläuft asynchron.

Während die CvK nicht immer digital sein muss, ist die digitale Kommunikation allerdings immer computervermittelt. Digitale Kommunikation ist die Kommunikation über einen digitalen Kommunikationskanal, wie das Internet (vgl. Grimm, 2005, S. 1). Dabei wird die Botschaft des Senders in semantische und syntaktische Codes umgewandelt um vom digitalen Medium übertragen werden zu können. Diese bilden nach Grimm die Schnittstellle zwischen den technisch-informatischen Möglichkeiten des Kommu-nikationskanals und dem inhaltlichen Ziel menschlicher Kommunikation (vgl. Grimm, 2005, S. 5). Meinel und Sack (2009) definieren digitale Kommunikation als „Schnittfeld zwischen Komunikationswissenschaften und Informatik. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass die Kommunikation durch den Austausch von Signalfolgen erfolgt, die aus lediglich zwei verschiedenen Grundsignalen, typischerweise symbolisiert durch 0 und 1, aufgebaut sind. Digitale Kommunikation benötigt für den Kommunikationsvorgang lediglich einen digitalen Kommunikationskanal, über den Folgen dieser beiden Grundsignale übertragen werden können, wie z.B. das Internet. Informationen werden zur Übertragung über den digitalen Kommunikationskanal von ihrer ursprünglichen analogen Ausprägung in ein digitales Nachrichtenformat übersetzt (kodiert)“ (Meinel & Sack, 2009, S. 11).

An dieser Stelle möchte ich auf eine sehr gelungene, zusammenfassende Grafik von einem meiner DigiKomm-Vorgänger, Jan Schröder,  verweisen, die genau diesen technisch-informatischen Aspekt bei der digitalen Kommunikation wiedergibt.

Digitale Kommunikation

Abb. 1: Digitale Kommunikation (Quelle: Jan Schröder http://jansdigiblog.wordpress.com/2012/11/16/definition-digitale-kommunikation/)

Man merkt, computervermittelte und digitale Kommunikation sind zwei sich überschneidende Begriffe. Da sich in der Forschung zur digitalen Kommunikation eher auf den technisch-informatischen Aspekt konzentriert wird, ist dieser nicht Gegenstand dieses E-Portfolios. Vielmehr soll sich auf die Kommunikationsform, die Funktionsweise sowie den Aufbau sozialer Beziehungen zwischen einem Internetunternehmen und dessen Zielgruppe durch computervermittelte Kommunikation konzentriert werden.

Nachtrag

Computervermittelte Kommunikation und digitale Kommunikation sind wahrlich schwer voneinander abzugrenden, da, wie Susanne auf ihrem Blog ebenfalls festgestellt hat, die Übergänge fließend sind. Zum weiteren Erklärung möchte ich euch daher den Beitrag Kommunikations- Ähhh Definitionsdschungel von Susanne empfehlen. Er hat mir geholfen, mein Verständnis von digitaler und computervermittelter Kommunikation zu bestätigen. Außerdem definiert sie den Begriff der computervermittelten Kommunikation mithilfe der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK), um dann die Online-Kommunikation herzuleiten.

Quellen:

Grimm, R. (2005). Digitale Kommunikation. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH.

Meinel, C., & Sack, H. (2009). Digitale Kommunikation: Vernetzen, Multimdeia, Sicherheit. Heidelberg: Springer-Verlag Berlin

Payer, M. (2002). Computervermittelte Kommunikation. Abgerufen 21.06.2014 von http://www.payer.de/cmclink.htm

Schröder, J. (2013). Definition digitale Kommunikation. Abgerufen 21.06.2014 von http://jansdigiblog.wordpress.com/2012/11/16/definition-digitale-kommunikation/

Stangl, W. (2013). Paraverbale Kommunikation. Lexikon für Psychologie und Pädagogik.
Abgerufen 21.06.2014 von http://lexikon.stangl.eu/12100/paraverbale-kommunikation/

6 Gedanken zu „Update: Digitale vs. computer- vermittelte Kommunikation

  1. Hallo Victoria,

    danke für deine ausführlichen Erläuterngen! Deine Differenzierung hat mir geholfen, mein eigenes E-Portfolio zu reflektieren.

    Viele Grüße Isabell

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  6. Mmh, nach „unendlich“ vielen Studierenden-Beiträgen über den vermeintlichen Unterschied von digitaler und computervermitelter Kommunikation bin ich durch Ihren Beitrag auch nicht schlauer geworden. Ins Grübeln gebracht hat mich das Vorlesungsbeispiel einer digitalen Informationsübertragung über den analogen Broadcast-Weg Radio.

    Wie auch immer, durch Ihren Beitrag kam mir die Idee, dass beide Begriffe letztlich nur unterschiedliche Perspektiven auf dasselbe Phänomen werfen. Die Kommunikationswissenschaft thematisiert in der Definition das zur Herstellung von Kommunikation benötigte Kodier-/ Dekodiergerät (Computer bzw. Computernetzwerke). Die Ingenieurwissenschaften heben hingegen auf die Art der Kodierung ab. Sie heben die digitalen Codes als Meilenstein heraus, weil damit alle Inhalte auf denselben Code zurückgeführt und so über ein und denselben Kanal übertragbar werden. Vorher mussten für unterschiedliche Informationsmodalitäten unterschiedliche Kanäle benutzt werden.

    Die Betonung eines bestimmten Kodier-/ Dekodiergerätes macht für Ingenieure letztlich keinen Sinn, weil solche Geräte schon früher immer dann zum Einsatz kamen, wenn (zeitliche und räumliche) Abstände überwunden werden mussten, die größer als die Ko-Präsenz an ein und demselben Ort (Face-to-Face-Kommuniktion) waren. Das Besondere dieser Codes war die Heterogenität und gegenseitige Inkompatibilität. Erst die Idee der Digitalisierung hat einen eleganten Weg eröffnet, um audiovisuelle Kommunikation über weite räumliche und zeitliche Strecken hinweg über ein und denselben Kanal zu ermöglichen. Gleichzeitig hält sie einen Ansatz bereit, wie auch die derzeit noch nicht kommunizierbaren Hinweisreize (Geruch, Haptik etc.) übertragen werden können. Und natürlich können die bereits etablierten Kanäle ebenfalls zur Übertragung digitaler Codes genutzt werden, so dass alle bestehenden Kanäle letztlich ein vielfältiges Kanalgeflecht ergeben.

    Das Besondere am Kodier-/ Dekodiergerät Computer ist seine universelle Einsetzbarkeit. Solange es einen Algorithmus gibt, der zu einer gegebenen Information eine binäre Kodierung errechnen kann und ein dazu passender Algorithmus aus dem übertragenen Binärcode die Information hinreichend genau dekodieren kann, wird der Computer als Kodierer/ Dekodierer dafür eingesetzt werden können. Letztlich steckt schon heute in allen digitalen Kommunikationsgeräten ein solcher Computer, so dass man sagen kann, dass das Prinzip der Digitalisierung den Computer als universellen Kodierer/Dekodierer bedingt und umgekehrt der Computer als Werkzeug zur Herstellung von Kommunikation nur für die Übertragung binärer Codes taugt.

    In diesem Sinne, vielen dank für Ihren Beitrag.

    G. Kreuzberger.

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